Was macht einen freien Mann von gutem Ruf aus?
Die Frage, was einen „freien Mann von gutem Ruf“ ausmacht, scheint auf
den ersten Blick altmodisch.
Doch sie ist heute so aktuell wie eh und je –
denn sie berührt die Grundvoraussetzung für die Aufnahme in die Freimaurerei und verweist zugleich auf das Menschenbild,
das wir als suchende Freimaurer vertreten.
Beginnen wir mit dem ersten Teil: Was heißt es, frei zu sein?
Nicht im politischen, sondern im inneren Sinn. Ein freier Mensch ist keiner, der ohne Bindung lebt,
sondern einer, der bewusst Verantwortung für sich selbst übernimmt.
Er ist kein Spielball äußerer Zwänge oder innerer Unreife. Frei ist, wer bereit ist, an sich zu arbeiten und wer sich seinen
Vorurteilen stellt und seine Gedanken, Worte und Taten bewusst reflektiert.
In der Sprache der Freimaurerei ist es der Mensch, der sich selbst behauen will,
wie ein rauer Stein, der zum Baustein im Tempel der Menschlichkeit werden soll.
Und was bedeutet es, von gutem Ruf zu sein?
Das ist mehr als ein makelloser Leumund. Es geht um Charakter.
Ein Mensch von gutem Ruf lebt aufrichtig, verlässlich und mit Anstand, auch dann, wenn niemand hinsieht.
Sein Ruf ist nicht gekauft, sondern verdient.
Er steht für Werte, die nicht im Trend liegen müssen, aber im Herzen Bestand haben.
Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Mitgefühl.
Die Freimaurerei sucht keine perfekten Menschen. Aber sie sucht Menschen, die bereit sind, an sich zu arbeiten.
Die frei genug sind, sich selbst infrage zu stellen. Und deren Ruf so gut ist, dass ihre Umgebung ihnen Vertrauen entgegenbringt.
Ein „freier Mann von gutem Ruf“ ist also kein Status, sondern eine Haltung.
Eine Haltung, die jeder von uns jeden Tag neu beweisen muss.
In der Welt und vor sich selbst.
